Das Luchsbachtal in Pöhla

Wie so oft lassen sich Entdeckungen am besten zu Fuß machen. Das gilt natürlich auch für das Luchsbachtal in Pöhla. Wer mit dem Auto kommt, lässt es am besten an der Hauptstraße von Pöhla nach Rittersgrün stehen. Kurz vor dem Ortsausgang auf Höhe der Firma Pöhla-Bau kann man ziemlich sicher eine (1) Parkgelegenheit finden.

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Unmittelbar neben dieser Firma zweigt von der Hauptstraße die Straße „Luchsbachtal“ ab. Wenn man diese genommen hat, zweigt nach kurzer Wegstrecke, noch vor dem ersten Haus auf der linken Straßenseite, ein Weg ab, der eingeschlagen werden kann, wenn man nicht auf der Straßen wandern mag. (2) Dieser Weg führt mehr oder minder parallel zum namensgebenden Luchsbach das Tal hinauf. Und da dieser Weg durch einen alten Buchenwaldbestand führt, ist er auch sehr empfehlenswert, denn alter Buchenwald ist nicht nur sehr schön – besonders im Herbst -, sondern im Erzgebirge auch selten.

Dieser Weg hat noch Reste der Beschilderung des Bergbaulehrpfades zum „Morgensternstolln“, zu welchem dieser Pfad auch führt. Hier kann man noch das gemauerte Mundloch des Morgensternstolln und die zugehörigen Altbergbauhalden betrachten. Dieses kleine, ehemalige Besucherbergwerk ist aufgelassen. Führungen, Pflege und Erhaltung finden derzeit leider nicht mehr statt.

Gleich neben dem (3) Morgensternstolln trifft man auch wieder auf die Luchsbachtalstraße, die ab jetzt unser Weg talaufwärts ist. Direkt an der Straße auf Höhe des Morgensternstolln sieht man den (4) Förderturm und die Betriebsanlagen des neuestens Bergbauvorhaben im Erzgebirge, nämlich das Erkundungsbergwerk der Saxony Minerals & Exploration AG (SME AG).

Diese Firma hat einen Erkundungsschacht bis auf rund 175 Meter unter Geländeebene (Rasensohle) abgetäuft und dort ein Erzlager angetroffen, welches große Mengen an Zinn, Wolfram und Flussspat enthält. Aber auch Indium und Eisen gehören zu den Elementen, die gefördert werden sollen.

Allerdings hätte die Umsetzung dieses Vorhabens zur Folge, dass das gesamte Luchsbachtal, in welches ich Sie noch hinaufführen will, mit den Abraummassen und Abfällen dieses Betriebs zugeschüttet werden würde und auf viele Jahrzehnte als ökologisch wertvollster Naturraum verloren wäre.

Vorerst gehen wir dort vorbei.

Nach kurzer Wegstrecke macht die Straße eine relativ steile Kurve nach rechts und teilt sich dann. Wir bleiben an dieser Stelle auf dem (5) linken Pfad, auch wenn der Weg nach geradeaus lockt.

Jetzt geht es etwas deutlicher bergauf, aber nicht lange. Nach etwa 200 Metern biegt die Straße nach rechts ab, und geradeaus ist (6) ein asphaltierter Weg zu sehen, der mit einer Schranke versperrt ist. Hier beginnt der eigentliche Weg in das Schmetterlingsparadies des Luchsbachtales.
Der Weg, auf dem man nun wandert, ist ein Wirtschaftsweg um die renaturierte Halde herum, damit die ehemalige Wismut-Halde bewirtschaftet werden kann.

Von hier aus wird gepflegt, überwacht, gewandert, und es können Schmetterlinge beobachtet werden. Dieser Weg begrenzt ein großes Dreieck, in dem sich das ehemalige Haldengelände befindet. Die langen Seiten des Weges sind etwa einen Kilometer lang. Das Dreieck wird von (7) zwei (8) Querwegen durchschnitten, so dass man auch eine kürzere Wanderung, als die etwa 2,5 Kilometer außen herum machen kann.

Auf dieser Route habe ich alle Schmetterlingsbeobachtungen gemacht, die auf dieser Internetseite dokumentiert sind. In der Wissenschaftssprache nennt man einen solchen gleichbleibenden Beobachtungsstrecke Transekte. Und ich möchte Sie einladen, meiner Transekte zu folgen.

Heide-Nelke (Dianthus deltoides) besonders geschützt durch Bundesartenschutzverordnung.
Heide-Nelke (Dianthus deltoides) besonders geschützt durch Bundesartenschutzverordnung.

Gleich nach der Schranke finden Sie auf der linken Seite eine kleine Wiesenfläche (9) zwischen Weg und Waldrand (an dem der Luchsbach entlang fließt), auf der Mauerfuchs, Braunauge und Kaisermantel anzutreffen sind. Besonders auf dem großen Granitbrocken neben der Schranke sonnen sich gerne die wärmeliebenden Falter. Genau gegenüber ist eine Wiesenfläche (10), auf der Großes Ochsenauge, Schornsteinfeger, Kleines und Rotbraunes Wiesenvögelchen, aber auch verschiedene Widderchen und die Schachbrettfalter leben.

Danach schließt links des Weges (11) eine Hecken-Buschflur aus Haselnuss, Schlehen, Rotdorn und vielen anderen buschigen Laubhölzern an. Hier liegt das Reich von C-Falter und Waldbrettspiel.

In den frühen Monaten des Jahres lassen sich hier auch die überwinternden Falterarten beobachten. Im März 2019 waren auf diesem kleinen Stück des Weges der Kleine Fuchs, Zitronenfalter, Tagpfauenauge, C-Falter und Trauermantel anzutreffen.

Nach der Buschzone wird der Hang zur Haldenfläche ziemlich steil, und bis zum ersten Querweg (7) über die Halde gibt es relativ wenige Falterarten zu beobachten. Hier sind hauptsächlich der Kleine Feuerfalter und die Hauhechelbläulinge beheimatet.

Danach folgt eine Wegstrecke bis zum zweiten Querweg (8), auf der wenige, aber eben auch ganz besonders seltene Schmetterlinge zu beobachten sind. Hier sind im Juni die Rundaugen-Mohrenfalter zu sehen, und im Juli die Weißbindigen Mohrenfalter.

Blick vom Querweg talwärts.
Blick vom Querweg talwärts.

Im Anschluss an den zweiten Querweg beginnt ein Abschnitt, auf dem die vielfältigsten Schmetterlingsarten vorkommen und vom Weg aus beobachtet werden können. Hier liegen der Fichtenhochwald mit dem Luchsbach auf der linken Wegseite und der rechtsseitige junge Erlenwald aus der Haldenaufforstung (12) eng beieinander. Dazwischen führt der Wegsaum eine große Anzahl an Blühpflanzen. In diesem Bereich gibt es die allerbesten Voraussetzungen für eine Vielzahl an Schmetterlingsarten, ganz besonders für die Perlmutterfalter. Und dementsprechend kommen diese hier auch vor. Noch sind es wenige Individuen der jeweiligen Arten, doch sie haben Fuß gefasst. Wenn es gelingt den Lebensraum des Luchsbachtales zu erhalten, werden sie auch überlebensfähige Populationen ausbilden.

Am Ende des Luchsbachtales, also an der Spitze des dreieckigen Weges (13), geht das Tal in den alten Fichtenhochwald über. An dieser Spitzkehre sind Kaisermantel und andere Perlmutterfalter in großer Zahl von mir beobachtet worden. Auch Tagpfauenauge und C-Falter. Und der sehr eindrucksvolle Trauermantel. Bläulinge gibt es hier kaum, die lieben eher die trockenen und heißen Bereiche des unteren Tales. Dafür ist in diesem Areal des Luchsbachtales in den nächsten Jahren das Auftreten von Kleinem Schillerfalter und dem Großen wie dem Kleinen Eisvogel zu erwarten, denn hier stimmt für diese drei sehr seltene Schmetterlingsarten einfach alles: die mikroklimatischen Voraussetzungen eines halbschattigen, luftfeuchten Raumes mit Laubbäumen und die Anwesenheit der Nahrungspflanzen für die Raupen und die ausgewachsenen Falter.

Von diesem Kehrpunkt aus geht es jetzt auf der anderen Seite der Luchsbachhalde talwärts zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Zunächst einmal ist das eine Strecke, die anfangs wenige Schmetterlinge beherbergt, denn sie liegt zu sehr im Schatten des steil aufragenden Hochwaldes, und Schmetterlinge lieben in aller Regel die Sonne. Dafür lässt sich im Juni/Juli am Wegrand eine ganz andere Seltenheit finden, nämlich der Kirschrote Saftling. Dies ist ein tatsächlich kirschrot gefärbter kleiner Pilz, der zwar essbar ist, aber nicht gesammelt werden sollte, da er auf der Roten Liste der bedrohten Pilzarten für ganz Deutschland steht. Im Jahr 2019 habe ich erstaunliche viele Exemplare dieses kleinen aber unübersehbaren Pilzes am Wegrand vorgefunden.

Der schattige Teil des Weges endet am Querweg (14) durch die Halde. Dieser kurze, kaum hundert Meter lange Weg führt durch ein Areal, welches der Lebensraum für eine ganze Reihe äußerst seltener Schmetterlingsarten ist. Hier finden sich die Mohrenfalter, hier leben Rotkleebläuling und die Sonderform des Kaisermantel, die Valesina. Und auch der Dukaten-Feuerfalter ist hier genauso zu beobachten gewesen wie der hochgefährdete Wachtelweizen-Scheckenfalter.

Nach dem Ausflug in den kurzen Querweg beginnt wieder ein Streckenabschnitt, bis zum nächsten Querweg, der nicht viele Falter beheimatet.

Unmittelbar am Abzweig zu diesem Querweg (15), der auch die Grenze zwischen Aufforstungsfläche und Offenland bildet, konnten der Argusbläuling und der Rotkleebläuling beobachtet und dokumentiert werden. Auch der Braune Feuerfalter – ebenfalls eine bedrohte Art – ist hier anzutreffen. Und auch eine nicht bedrohte Art, der Hauhechelbläuling, war hier im Jahr 2019 besonders häufig zu finden.

Talwärts Richtung Besucherbergwerk
Talwärts Richtung Besucherbergwerk

Auf diesem Querweg geht es zurück auf die rechte Seite des renaturierten Haldengeländes, und von dort auf dem schon bekannten Weg zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Wer aber seine Wanderung mit dem Besuch des sehr zu empfehlenden Besucherbergwerkes „Zinnkammern“ kombinieren will, der geht einfach am Abzweig geradeaus weiter und gelangt so nach etwa 200 Metern über den Parkplatz direkt zum Eingang des Besucherbergwerkes (16).

Wenn Sie eine Wanderung wegen der Schmetterlinge unternehmen, dann denken Sie bitte daran, dass Schmetterlinge zumeist ein sehr kurzes Leben haben. Um alle von mir dokumentierten Arten selbst sehen zu können, muss man also oft und zu unterschiedlichen Zeiten im Luchsbachtal unterwegs sein. Schauen Sie bei den Bildern und den zugehörigen Beschreibungen, wann diese Falter zu beobachten sind, denn ich möchte nicht, dass Sie enttäuscht das Luchsbachtal verlassen.

Und bedenken Sie bitte, dass Schmetterlinge wechselwarme Lebewesen sind. Am liebsten fliegen sie in der prallen Sonne zur Mittagszeit. Dann sind sie allerdings so flink, dass sie nicht immer einfach zu beobachten sind. Bei kühlem, regnerischem Wetter werden sie sie nicht antreffen, denn dann haben sie sich mit Sicherheit irgendwo zwischen Baum und Borke versteckt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Erlebnis mit „meinen“ geliebten Schmetterlingen in unserer erzgebirgischen Heimat.

Ein herzliches „Glück Auf“
Uwe Kaettniß